Was wir wollen

Wie kann durch berufsbegleitende Weiterbildung die Qualität Sozialer Landwirtschaft verbessert werden? Die Qualität Sozialer Landwirtschaft hängt nicht zuletzt von der beruflichen, menschlichen und interdisziplinären Qualifikation der in ihr arbeitenden Menschen ab. Das Projekt INCLUFAR – Inclusive Farming verbindet Erfahrungen aus der in Schleswig-Holstein etablierten FAMIT-Ausbildung mit dem “Camphill-Verband Nordregion – CNRA “, der im Rahmen des “Baltic Seminar” Lehrprogramme auf der Grundlage eines eigenen Lehrplans anbietet. Ziel ist ein Transfer von Erfahrungen auf die Lehr- und Lerngegebenheiten in europäische Länder, in denen noch weniger Praxis- und Ausbildungserfahrung zur Verfügung steht.

Soziale Landwirtschaft als interdisziplinäres Arbeitsfeld steht angesichts disziplinärer Berufsausbildungen vor großen Herausforderungen. Hier können Erfahrungen von Initiativen hilfreich sein, die bereits seit langem pflegerisch für Menschen mit besonderen Bedürfnissen auf die Arbeit in der Natur zählen. Obwohl positive Wirkungen therapeutischer und pädagogischer Arbeit in der Landwirtschaft schon lange bekannt sind, gibt es einen Mangel an qualifiziertem Personal, welche sowohl im Bereich des Ökologischen Landbaus als auch in der Sozialen Arbeit fachkundig sind. Von der Europäischen Gemeinschaft wurden bereits mehrere Projekte zur Förderung der Sozialen Landwirtschaft und zur Verbesserung der Ausbildungssituation unterstützt. Das SoFar-Projekt (Social Farming) erarbeitete Empfehlungen für die europäische Politik, das DIANA-Projekt Weiterbildungsansätze zur gegenseitigen Förderung von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen sozialer Höfe mit unterschiedlichem Ausbildungshintergrund, und das MAIE-Projekt ein Curriculum zur Weiterbildung von Landwirten auf Berufsschulniveau. INCLUFAR knüpft an diese Erfahrungen durch die Zusammenarbeit von elf Partnern aus neun europäischen Ländern an. So soll ein innovatives Curriculum für die Verbesserung der sozialen und ökologischen Inklusion auf Höfen der Sozialen Landwirtschaft entstehen. Sieben Partner des Konsortiums sind im Ökologischen Landbau tätig und verfolgen das Ziel, die soziale Integration auf ihren Höfen zu verbessern.

Wesentlicher Ausgangspunkt für das Projekt sind die Erfahrungen der Hofgemeinschaft Weide-Hardebek und des dort entwickelten Lehrplans für eine „Fachkraft für Milieubildung und Förderung der Teilhabe“ (FAMIT). Weide-Hardebek versteht sich als sozialer Dienstleister, der auf zwei Bauernhöfen in Norddeutschland angesiedelt ist. Die Arbeit begann hier vor rund 40 Jahren. Heute leben und arbeiten 64 Menschen mit besonderen Bedürfnissen auf den Höfen. Dort sind die Arbeitsfelder Gartenarbeit, Gartenbau, Landschaftspflege, Bäckerei, Verpackung, Zimmerei, Schreinerei, Hauswirtschaft, ein Hof-Café, die gesamte Lebensmittelerzeugung- und teilweise -verarbeitung und die Verwaltung untergebracht. Von Anfang an wurde das Prinzip der Inklusion konsequent umgesetzt. Alle deutschen Behörden sozialer Fürsorge erkennen die soziale Einrichtung Weide-Hardebek an. Ein etabliertes Netzwerk von acht weiteren, kooperierenden Landwirtschaftsbetrieben folgt demselben Ansatz. Aus der praktischen Erfahrung mit Sozialer Landwirtschaft hat sich die Entwicklung und Umsetzung des Ausbildungsprogramms „FAMIT“ ergeben, das Aspekte sozialer Eingliederung und Landwirtschaft in der beruflichen Bildung interdisziplinär zusammenführt.

Der Lehrplan wird sozial engagierten Bauern, Gärtnern, HauswirtschafterInnen, Verwaltungsfachleuten, Künstlern, Handwerkern, Pflegefachkräften und weiteren Menschen des ländlichen Raums dabei helfen, Menschen mit besonderem Betreuungsbedarf in die tägliche Arbeit und das Leben auf dem Hof, der Gärtnerei, der Hauswirtschaft oder öffentlichen Verwaltung zu integrieren. So verbessern sich deren Chancen für persönliche Entwicklung, und die Qualifizierung kann dadurch zur Förderung von Beschäftigungsmöglichkeiten in ländlichen Räumen beitragen.